1. Warum 301-Redirects für Sprachmodelle nicht ausreichen
In der klassischen SEO-Welt sichern 301-Redirects den Übergang von einer alten auf eine neue Domain. Ranking-Signale wie Linkkraft und Sichtbarkeit werden übertragen – zumindest für Google.
Doch Sprachmodelle funktionieren anders:
- Sie crawlen nicht live.
- Sie folgen keiner technischen Weiterleitung.
- Sie lernen ausschließlich über sprachliche Zusammenhänge.
Wenn ein Domainumzug nicht sprachlich begleitet wird, entsteht ein Split:
➔ Die alte Domain bleibt im Modell bestehen.
➔ Die neue Domain wird separat gespeichert.
➔ Beide sind geschwächt, weil sich die Bedeutungs- und Zitierungssignale aufteilen.
Statt einer starken, klaren Entität entstehen zwei schwächere Repräsentationen.
2. Modelllogik: Was ein Split bedeutet
Sprachmodelle gewichten Begriffe und Marken danach, wie oft und wie eindeutig sie mit bestimmten Bedeutungen verknüpft sind.
Ein Split bedeutet:
- Zwei konkurrierende Einheiten im Modellraum.
- Geteilte Signale, geteilte Aufmerksamkeit.
- Verlust an Klarheit, Gewicht und Empfehlungswahrscheinlichkeit.
301-Weiterleitungen ändern daran nichts.
Nur aktive sprachliche Verknüpfung kann einen Split verhindern oder später heilen.
3. Beispiele: Wo man die Effekte sieht
Alt-Domain | Neu-Domain | Modellwirkung |
---|---|---|
amiando.com | events.xing.com | Split teilweise überwunden, aber Startup-Assoziationen von Amiando bleiben |
myvideo.de | prosieben.de/video/ | Migration fast vollständig – MyVideo kaum noch aktiv im Modell |
neckermann.de | otto.de | Klarer Split: Neckermann bleibt als insolvente Traditionsmarke präsent – Otto wird nicht immer als Nachfolger genannt |
Beispielhafte Prompt-Tests
Antwort: Große Versandhausmarke der Vergangenheit, Insolvenz, Traditionsunternehmen.
Keine klare Verbindung zu Otto, wenn man nicht ausdrücklich danach fragt.
Antwort: Oft keine Antwort oder Erwähnung von Otto – Split bleibt bestehen.
Konsequenz: Otto profitiert im Sprachmodell nicht vollständig von der alten Markenkraft Neckermanns.
4. Die konkreten Folgen eines unkontrollierten Splits
- Verminderte Empfehlungswahrscheinlichkeit in GPT, Gemini & Co.
- Verlust von Bedeutungsgewicht im Sprachraum der KI.
- Fragmentierte Sichtbarkeit bei KI-Suchen.
- Geschwächte Markenposition bei KI-gestützten Entscheidungswegen.
5. Was du tun musst, um einen Split zu verhindern
Vor dem Umzug:
- Bereite erklärende Texte vor, die alte und neue Domain klar verknüpfen.
- Kommuniziere aktiv: Presse, Website, Partnernetzwerke.
Nach dem Umzug:
- Sorge für Co-Zitierungen in Medien: „XY wurde zu Z.“ (Beispiel: „Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix.“ – starke sprachliche Verankerung, die bis heute wirkt.)
- Aktualisiere Einträge in Wikis, Branchenportalen, Unternehmensverzeichnissen.
- Baue auf der neuen Website direkte sprachliche Hinweise ein („früher bekannt als …“).
6. Hinweis: Das Problem betrifft nicht nur Domains
Das Risiko eines Splits gilt grundsätzlich auch für:
- Subdomains (z. B. shop.altmarke.de → altmarke.de/shop)
- Wichtige Verzeichnisse (z. B. altmarke.de/produkte → altmarke.de/shop)
- Strategisch relevante URLs (z. B. einzelne Topseller, Premium-Services)
Natürlich muss nicht jede URL-Änderung mit Pressearbeit begleitet werden.
Aber bei zentralen Seiten, Produkten oder Services kann es sinnvoll sein, die Umstellung sprachlich zu erklären – zum Beispiel im Content selbst, durch gezielte Verlinkungen oder kurze Hinweise an Partner und Medien.
Regel: Je wichtiger eine Seite für die Markenwahrnehmung oder Konversion ist, desto eher sollte ihre neue Adresse auch sprachlich verankert werden.
7. Abschluss: 301 sichert Technik – Sprache sichert Bedeutung
Ein Domainumzug ohne sprachliche Begleitung erzeugt einen Split im Sprachmodell. Das schwächt deine Marke – oft für Jahre.
301 ist Pflicht. Sprachsteuerung ist Kür – und entscheidet über deinen Platz in der KI-Welt.